“Wer?, Wie?, Was?, Wieso?, Weshalb?, Warum?, wer nicht fragt, bleibt dumm!”. So oder so ähnlich klingt es in einem bekannten Kinderlied. Und tatsächlich sind die berühmten “W-Fragen” Kern jedes Erkenntnisprozesses. Auch dann, wenn man es im Kindesalter längst noch nicht so bezeichnen könnte. Aber ganz gleich, ob im Kindes- oder im Erwachsenenalter, es gilt: “Wer wissen will, muss Fragen stellen.” Dieser Satz könnte auch auf einer der Flaggen stehen, die die Ausstellung der MS Wissenschaft im Jahr 2022 begleiten. Aber die Botschaft ist persönlicher formuliert: “Welche Frage lässt Dich nicht los?” ist dort zu lesen. Es ist eine Einladung, Fragen zu stellen, die im Rahmen der Ausstellung gesammelt, von anderen Besucher:innen bewertet und dadurch zu einer “Top Ten” der bedeutendsten Fragen zusammengestellt werden können. Ganz nebenbei wird an zahlreichen unterschiedlichen Exponaten auch noch beispielhaft erklärt, wie Wissenschaft überhaupt funktioniert, wie Wissenschaftler:innen arbeiten. Und das ist das zweite Thema dieser Ausstellung: “Wie geht überhaupt Wissenschaft?” – Wir haben, wie in den Vorjahren, die Ausstellung wieder unvoreingenommen und ohne besondere Vorbereitung besucht. Was uns dabei durch den Kopf ging, haben wir live in unsere Mikrofone gesprochen. Manches haben wir nicht ganz verstanden, aber eines bleibt als Fazit auf jeden Fall festzuhalten: Die MS Wissenschaft ist immer einen Besuch wert.
Aufnahme vom 09.07.2022 – Dauer: 3:17:09
Am Mikrofon Dr. Nicolas Wöhrl, Lars Naber und Martin Rützler
Bioökonomie, also Biologie (bzw. Ökologie) und Ökonomie, kann das zusammen gehen? Ist eine Wirtschaftsform denkbar, die nicht auf ständiges Wachstum zu Lasten endlicher Ressourcen ausgerichtet ist? Haben wir überhaupt noch die Wahl, das eine gegen das andere zu denken? Können wir noch fachsimpeln oder zwingt uns die einsetzende Klimaveränderung längst dazu, jahrhundertelang geübtes Denken und Handeln in neue Bahnen zu lenken, damit wir als Menschheit überhaupt weiterexistieren können? Welche Lösungsansätze existieren? Wie könnten sie in der Breite der Gesellschaft umgesetzt werden? – Das sind ein paar der spontan von uns, Nicolas, Lars und mir (Martin) diskutierten Fragen, während und nach dem Rundgang über die diesjährige Ausstellung im schwimmenden Science-Center “MS Wissenschaft”. Die Unvereinbarkeit von beständigem Wachstum und endlichen Bodenschätzen, allen voran des Erdöls, unseres globalen Wirtschaftstreibers, ist seit mindestens einem halben Jahrhundert Thema unter Experten. Reagiert haben wir aber bisher nicht wesentlich. Dabei liefert die Wissenschaft vielversprechende und zum Teil überraschende Ideen. Ist da Raum für Hoffnung und Optimismus? – Ein Fazit zu ziehen, fällt schwer. Trotzdem kommt aber auch der Humor nicht zu kurz, wie immer, wenn dieses Trio mit 4 Mikros unterwegs ist.
Aufnahme vom 11.08.2020 – Dauer: 2:12:13
Am Mikrofon Dr. Nicolas Wöhrl, Lars Naber und Martin Rützler
Stürmisch war es an diesem Aprilsonntag auf der Lloyd-Werft in Bremerhaven. In doppeltem Sinne: Einerseits wehte es tatsächlich mit 6 – 7 Windstärken, andererseits stürmten auch – wie tags zuvor – über 3000 Menschen auf das Gelände, um einmal die „Polarstern“, den deutschen Forschungseisbrecher, aus der Nähe zu bestaunen. Das waren viel mehr Menschen, als das begrenzte Raumangebot auf dem Schiff gefahrlos zugelassen hätte. Und so wurde, genau in dem Moment als Lars Naber und ich dort ankamen, der Weg zum Schiff aus Sicherheitsgründen gesperrt. Damit wären die mehr als 300 km, die wir dafür zurückgelegt hatten, eine vergebliche Reise gewesen. Doch während wir noch mit der Enttäuschung kämpften, stand plötzlich in all diesem Trubel Frau Kinga Jarzynka aus dem „Communications and Media Relations“-Team des Alfred-Wegener-Instituts, das die „Polarstern“ betreibt, vor uns und wirkte ein kleines Wunder. Lars hatte uns glücklicherweise vorher zu diesem “Open Ship”-Wochenende angemeldet und so wurden wir zwei von ihr persönlich beiseite genommen, mit einem Besucherausweis versehen und direkt bis zur Gangway geführt. Danke, Frau Jarzynka, sie haben uns damit sehr glücklich gemacht. Noch ein bisschen durcheinander von diesem „Willkommen“ starteten wir dann einen Rundgang über das Schiff. Wir sahen uns Labore, Wohn- und Sporträume an, warfen einen Blick in den Roten Salon, den Operationsraum und – am Helikopterdeck vorbei – auf die Brücke. Unterwegs durften wir WissenschaftlerInnen und Besatzungsmitgliedern unsere Fragen stellen und haben ausschließlich kompetente und freundliche Antworten bekommen. Hätte man uns am Ende nicht ebenso freundlich von Bord gebeten, wer weiß, vielleicht wären wir noch immer dort.
Korrekturen:
Tag der Aufnahme war der 23.04.2017 nicht, wie genannt, der 24.04.2017
Die Polarstern ist nicht das einzige deutsche Forschungsschiff, nur – vermutlich – das bekannteste. Es gibt zahlreiche andere wissenschaftlich genutzten Schiffe. Unter anderen sind das Meteor, Sonne, Maria S. Merian, Alkor, Heincke, Elisabeth Mann Borgese.
BRZ heißt “Bruttoraumzahl”
Die Treppen eines Schiffes heißen “Niedergänge”.
von Dr. Thomas Ronge: „die Halbwertszeit für 14C ist ~5730 und nicht 5300 Jahre“
Am Mikrofon: Lars Naber, Martin Rützler und viele großartige Spontangäste
Ein Jahr, ein Thema, eine Ausstellung. Und 41 Haltestellen. Seit 2002 schon ist die MS Jenny nun jeden Sommer regelmäßig als schwimmendes “Science-Center” unter dem Namen MS Wissenschaft in Deutschland, Österreich und manchmal sogar in der Schweiz unterwegs. Im Laderaum, in dem früher Eisenerz gefahren wurde, sind dabei stets zahlreiche Wissenschafts-Exponate, passend zum jeweiligen Jahresthema gebunkert. Thema in diesem Jahr ist “Zukunftsstadt”. In welcher Stadt wollen wir leben? Was ist überhaupt eine Stadt? Wie kann ihr Energiehunger gestillt werden? Und wie können andere, notwendige Ressourcen sinnvoll aufgeteilt werden? Das sind nur ein paar wenige Fragen, die anhand von 31 – teils sehr aufwändigen – Ausstellungsstücken, erdacht von zahlreichen Instituten aus ganz Deutschland, dargestellt und diskutiert werden. Gemeinsam mit Nicolas Wöhrl, dem “methodischen Teil“ des Methodisch-Inkorrekt-Podcast, konnte ich den Schiffsbauch der MS Wissenschaft im Duisburger Hafen erforschen. Spannend, humorvoll, lehrreich. Der Eintritt ist frei.